Yoga und Wellness in Südtirol
Ruhig, aufrecht und tief mit der Erde verwurzelt, so soll sich die yogische „Berghaltung“ anfühlen. Ob die Inder wohl an Südtirol dachten, als sie dieser Asana ihren Namen gaben? Vor der magischen Kulisse rauer Felsen, majestätischer Gipfel oder stiller Wälder inmitten der Südtiroler Bergwelt kann man die Einheit von Körper und Geist besonders intensiv spüren.
Vom Nischen-Hobby zur globalen Bewegung: Die Lehren des Yoga haben in den letzten Jahrzehnten einen internationalen Siegeszug angetreten. Die große Beliebtheit der Körperübungen bei Menschen jeden Alters liegt im ganzheitlichen Ansatz des Yoga begründet. Neben der körperlichen Praxis, die in ihren vielen Varianten an unterschiedlichste Bedürfnisse angepasst werden kann, ist es auch die damit verbundene fernöstliche Philosophie, die uns Werkzeuge an die Hand gibt, unser Leben gesund, entspannt und achtsam zu gestalten. Die Yoga-Praxis hilft nicht nur, Muskeln zu dehnen und den Körper durch Atemtechniken (Pranayama) optimal mit Sauerstoff zu versorgen; sie steigert auch die Konzentration und Selbstwahrnehmung, setzt Energie frei und reduziert Stress. Dieser umfassende Ansatz reicht weit über die Yogamatte hinaus und wird in vielen Südtiroler Hotels und Resorts ganzheitlich umgesetzt.
„Die Stille der Berge lässt uns die Stimme unserer Herzen hören.“
Der beste Platz für mehr Balance
Skifahren, Mountainbiken, Langlaufen, Wandern und Klettern: Die Südtiroler Berge und Täler sind zurecht in erster Linie für klassische, aktive Sportarten in unberührter Natur bekannt. Neben dem unvergleichlichen Angebot für Sportbegeisterte hat sich in den vergangenen Jahren eine neue Strömung manifestiert, die man unter Wellness und Yoga in Südtirol zusammenfassen kann – für Menschen gemacht, die nicht unbedingt den nächsten Kick suchen, sondern ihre Energie und Balance (wieder-)entdecken möchten. Es überrascht nicht, dass das Angebot an Yoga-Retreats, Workshops, Events und Kursen gerade in Südtirol groß ist: Das milde, alpin-mediterrane Klima, sonnige Hochplateaus und atemberaubende Ausblicke auf die Gipfel des Hochgebirges lassen uns wie von selbst im Hier und Jetzt ankommen.
Yoga inmitten unberührter Natur
Yoga ist in Südtirol überall möglich! Wer einen Spaziergang oder eine leichte Wanderung mit Yoga verbinden möchte, kann in der unberührten Natur praktizieren und die Energie des Ortes auf sich wirken lassen. Ideale Bedingungen für eine persönliche Yogapraxis bieten zum Beispiel die beiden Montiggler Seen, die im weitläufigen Naturschutzgebiet des Montiggler Waldes in der Gemeinde Eppan an der Weinstraße liegen. Große Bereiche der Ufer, die von schattenspendenden Mischwäldern und Schilf gesäumt werden, stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Besonders zu empfehlen ist die Verbindung des Sonnengrußes entweder mit Sonnenauf- oder Untergang. Beim sanften Plätschern des Wassers ist es ein Leichtes, auf einem der frei zugänglichen Stege oder ebenen Uferflächen in den „Flow“ zu kommen!
Sogar an einem der berühmtesten Orte Südtirols kann man die Matte ausrollen: Der Pragser Wildsee ist aufgrund seiner atemberaubenden Schönheit nicht nur bei Influencer:innen beliebt und besonders im Sommer gut besucht. Eingebettet in den Naturpark Fanes-Sennes-Prags gilt er als schönster der Dolomitenseen und ist als Naturdenkmal geschützt. Wer die bekannten Foto-Hotspots meidet, findet an den Ufern des knapp 1.500 Meter hoch gelegenen Bergsees in den frühen Morgen- und späteren Nachmittagsstunden wunderschöne Plätze für Yoga oder Meditation. Mit Blick auf den majestätischen Seekofel, der sich im türkisblauen Wasser spiegelt, können Körper und Geist in Einklang kommen.
Die Kraft der Berge atmen
Wer die eingangs beschriebene Berghaltung dem Namen entsprechend in luftigen Höhen üben möchte, findet in Südtirol den perfekten Yoga-Spot: Um noch genug Energie für die Yogapraxis mit Blick auf die umliegenden Gipfel zu haben, ist eine leichte Wanderung, wie die auf den Fleckner inmitten der Stubaier Alpen die beste Wahl. Nach 1,5 bis 2 Stunden erreicht man vom Startpunkt an der Jaufenstraße die Flecknerspitze auf über 2.300 m Höhe. Vor der imposanten Kulisse der Ötztaler und Stubaier Alpen kann man hier nicht nur den Ausblick genießen, sondern entlang des Höhenwegs beim Abstieg die Yogamatte für eine einzigartige Pause ausrollen.
Auch in vielen Hotels wird die umgebende Natur ganz bewusst in die Yogapraxis integriert. Im Frühling, Sommer und Herbst finden die Klassen bevorzugt im Freien statt - die Matte wird im weichen Gras ausgerollt und die ersten Sonnenstrahlen des Tages kitzeln beim Sonnengruß die Nase. Einfach herrlich!
Alte Weisheit nutzen
Damit aber nicht genug: Yoga ist wie gesagt keine reine Körperarbeit. Dieser Fokus hat sich erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt. In einem der grundlegenden Texte der Yogaphilosophie, dem Yogasutra von Patanjali, finden sich ganz konkrete Handlungsanleitungen für den Umgang mit uns selbst, aber auch gegenüber den Menschen und Lebewesen, die uns umgeben. Studiert man diese sogenannten Yamas und Niyamas, wird schnell klar, dass eine yogische Lebensweise mehr ausmacht als tägliche Turnübungen. Das erste Yama-Prinzip, „Ahimsa“, bedeutet zum Beispiel Gewaltlosigkeit in Worten und Taten gegenüber uns selbst und allen Lebewesen. In diesem Grundsatz ist die oft vegetarische oder vegane Lebensweise vieler Yogis begründet. Das Niyama „Saucha“ wiederum steht für die Reinheit unseres Körpers und der Seele gleichermaßen.
Achtsame Küche
Die körperliche Reinigung, das Ausscheiden von Giftstoffen und das Zuführen gesunder Nahrungsmittel hat im Yoga einen hohen Stellenwert, wodurch moderne Wellness-und Spa-Konzepte ideal ergänzt werden. So genießt man in den Resorts und Hideaways nicht nur vielfältige Yoga-Programme, sondern auch regionale vegetarische oder vegane Speisen. Die traditionelle Südtiroler Küche ist reich an fleischlosen Hauptgerichten und nutzt die Vielfalt der heimischen Obst- und Gemüsesorten. Kurze Lieferwege, ein Mix aus traditionellen Rezepten und internationalen Einflüssen, der von kreativen und ambitionierten Küchenchef:innen perfektioniert wird – das macht die Südtiroler Wellness-Küche einzigartig und sorgt auch international für Beachtung.
Lassen Sie sich von unseren Tipps für einen gelungenen Wellness-Urlaub in Südtirol inspirieren:
5 Tipps für Mindful Yoga Moments in Südtirol:
- Im Einklang mit der Natur den Tag beginnen: Yogaklassen starten gemäß der indischen Tradition oft im Morgengrauen. Auch wenn die weichen Kissen zum Weiterschlafen einladen: Wer es frühmorgens auf die Matte schafft, wird den ganzen Tag mit dem unvergleichlichen Wohlbefinden belohnt, dass durch Yoga entstehen kann. Begleitet vom ersten Vogelgezwitscher öffnet sich der Geist dem neuen Tag mit all seinen Möglichkeiten.
- Durch Pranayama Kraft schöpfen: Den yogischen Atemübungen wird in vielen Klassen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Einfache Varianten wie die achtsame Bauchatmung lassen sich aber auch in den Alltag integrieren. Bei einem Anflug von Anspannung oder Stress einfach die Augen schließen, beide Hände links und rechts des Nabels auf den Bauch legen und so ruhig und tief atmen, dass sich die Bauchdecke sanft gegen die Hände wölbt.
- Eine Gehmeditation über weichen Waldboden ausprobieren: Der Wald ist ein Kraftort, der all unsere Sinne berührt. Statt einer Wanderung bietet sich an Ruhetagen eine achtsame Gehmeditation an. Wer ganz bewusst einen Fuß vor den anderen setzt, hat Zeit, den würzigen Duft in der Luft wahrzunehmen, auch die leisesten Geräusche zu hören und sonst versteckte Lebewesen zu beobachten. Alles, was nicht wirklich wichtig ist, tritt in den Hintergrund und lässt den Blick auf das Wesentliche klarer werden.
- Hitze entfachen: Zwar nicht klassisch yogisch, aber wohltuend und gesund ist ein Saunagang im großzügigen Wellnessbereich: Der Stoffwechsel wird angeregt, das Immunsystem gestärkt und die Muskeln können entspannen.
- Zur Ruhe kommen mit Journaling: Trotz eines wunderbaren Urlaubstages dreht sich Abends vor dem Einschlafen das Gedankenkarussel? Wer seine Gedanken, Sorgen oder Wünsche in einem Journal (=Tage- oder Notizbuch) niederschreibt, lernt sich nicht nur selbst besser kennen, sondern lässt auch unnötigen Ballast los.
Dass die Yoga-Philosophie vom indischen Subkontinent ihren Weg in die Südtiroler Berge gefunden hat, mag auf den ersten Blick verwundern, liegt aber eigentlich nahe: Offenheit, Freundlichkeit, gesundes Essen und Bewegung gehören seit Jahrhunderten zu unserer Kultur. Ebenso die Neugier auf das Unbekannte. So entsteht die Verbindung zwischen den beiden Orten, zwischen östlicher und westlicher Philosophie und Lebensweise. Yoga im wörtlichen Sinne heißt nichts anderes: „Verbinden, eine Einheit schaffen“.
