Eine 5-tägige Entdeckertour quer durchs ganze Land
Wer das Schöne liebt, hat in Südtirol die Qual der Wahl. Nun liegt die Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters, der in diesem Fall ich bin. Für mich ist ein Ort schön, wenn er den Entdeckergeist in mir weckt. Wenn ich das Gefühl habe, mit jedem Besuch, die Geschichte und Identität eines Dorfes oder einer Gemeinde zu spüren. Schön ist für mich ein Ort, indem das Ursprüngliche noch sichtbar ist, das ihn zu einem “Seelenort” werden lässt.
Ich gebe zu, es war nicht ganz einfach, mich auf 5 Ortschaften zu beschränken. Dennoch habe ich versucht, ein Ranking meiner absoluten Lieblingsdörfer- und Gemeinden in Südtirol zu erstellen. Dafür müsst ihr nur mitkommen – auf meine 5-tägige Entdeckertour quer durchs ganze Land.
Die Mittelalterliche
Zuerst fahren wir ganz weit in den Westen Südtirols, in die Ortschaft Glurns, die sich im Vinschgau befindet. Dieser kleine, wunderschöne Ort ist vollständig von einer Stadtmauer umschlossen und gilt als eine der kleinsten Städte im Alpenraum. Glurns ist eingerahmt von saftigen Wiesen und Südtirols größter Fluss, die Etsch, fließt knapp außerhalb der Stadtmauern vorbei. Diese malerische Stadt zieht mich seit jeher in ihren Bann: die gepflasterten Wege durch die Stadt, die vielen Türme, die teilweise besichtigt werden können, die beschaulichen Lauben, die Stadttore, man fühlt sich wirklich in das Mittelalter zurückversetzt. Ganz besonders mag ich Glurns in der Adventszeit, wenn man in den Nischen oder auf den engen Straßen Weihnachtsmarkt-Stände vorfindet, die allerlei Selbstgemachtes und Süßes anbieten. Ja sogar Tiere zum Streicheln findet man dort. Wenn dann noch in der Stadt selbst und auf den Bergen Schnee liegt, verliebe ich mich jedes Jahr aufs Neue in Glurns. Und noch ein Tipp: Eine tolle Besonderheit ist die Stadtmühle. Sie wurde erst kürzlich renoviert und hat nun wieder ein funktionierendes Mühlrad und Mahlwerk.
Die Geadelte
Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Süden, an Meran vorbei, ins Etschtal. Auf einem sonnigen Panoramaplateau gelegen, befindet sich Prissian. Die Ortschaft ist umgeben von Weinbergen, Apfelplantagen sowie Edelkastanienhainen. Die engen, steilen, kurvigen Straßen durch den Dorfkern sind eine besondere Herausforderung. Prissian wird auch das Burgendorf genannt, da sich in unmittelbarer Umgebung eine Vielzahl von herrschaftlichen Ansitzen befindet. Bei einem dieser Schlösser, nämlich Schloss Katzenzungen, befindet sich die wohl älteste und größte Weinrebe der Welt. Laut Legende soll sie bereits über 600 Jahre alt sein. Für alle Wanderinteressierten: Von Prissian und dem Nachbarort Tisens aus beginnen viele tolle Wanderrouten für alle Fitnessgrade.
Die Filmreife
Noch viel weiter im Süden, im Südtiroler Unterland findet man Neumarkt. Der für den Verkehr gesperrte Ortskern besticht mit mehreren Dorfbrunnen, an denen man seinen Durst stillen kann, den Lauben mit den reizenden Geschäften darin, den Laubenhäusern und deren Innenhöfen. Neumarkt war bereits des Öfteren Schauplatz von Fernseh-Dreharbeiten, unter anderem auch für den “Bozen Krimi”. Ein besonders sehenswerter Ort ist das Museum für Alltagskultur in einer der Laubenpassagen im Zentrum. Es zeigt Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände aus dem Alltag eines bürgerlichen Haushalts im 19. und 20. Jh. Einen lauen Sommerabend lässt man am besten in der Bar “Moelbys” bei einem erfrischenden “Aperitivo” und selbstgemachten Snacks ausklingen.
Die Charmante
An Tag 4 fahren wir auf die Autobahn nach Norden und nehmen die Ausfahrt Klausen. Im Eisacktal gelegen, an der so wichtigen Nord-Süd-Reiseroute, kann man das mittelalterliche Klausen ruhig als romantisches Städtchen bezeichnen.
Ein Laubenhaus reiht sich an das nächste, jedes in einer anderen Farbe, die Erker blumenbehangen, die Fassaden von Zinnen gekrönt, die alten Zunftsschilder laden zum Bummeln ein. Richtig charmant! Mein persönliches Highlight findet jährlich Ende September statt, nämlich das sogenannte Gassltörggelen. Man flaniert durch die malerischen Gassen und kann sich an den gastronomischen Ständen mit allerlei Südtiroler Spezialitäten zum sofortigen Verzehr versorgen. Eingerahmt wird das Ganze mit einem bunten Unterhaltungsprogramm, sowie traditioneller Volksmusik. Klausen wird auch gerne als Künstlerstädtchen bezeichnet, da sich Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 300 namhafte Künstler dort aufhielten. Einige Werke der damaligen Künstler sind im Stadtmuseum zu besichtigen, ebenso wie der berühmte Loretoschatz. Auf jeden Fall einen Besuch wert.
Die Faszinierende
Der letzte Tag der Entdeckertour führt uns nach Osten ins Pustertal. Dort finden wir die Ortschaft Innichen. Jeder Besuch dort beginnt mit einem “Wow”-Moment: Und zwar, wenn ich vom Ortskern aus die atemberaubenden Berghänge der Sextner Dolomiten bestaune. Schon beeindruckend, was die Natur so hervorgebracht hat. In der idyllischen Fußgängerzone mit ihren gepflegten, verschiedenfarbigen Fassaden, wechseln sich Shoppingmöglichkeiten und kulinarische Erlebnisse ab. Umgeben von Natur, kann es schon mal vorkommen, dass man am äußersten Rand von Innichen weidende Schafe antrifft. Innichen ist sehr bekannt für seine außerordentlichen sportlichen Möglichkeiten. Vor allem Gehfreudige kommen voll auf ihre Kosten. Ob einfacher Spaziergang, Alm- und Familienwanderung oder ambitionierte Höhenwanderung, es ist für wirklich jeden etwas dabei. Für diejenigen, die lieber im Tal bleiben, bietet sich das Acquafun-Alpin-Erlebnisbad an. Mein besonderes Highlight ist immer wieder die längste Sommerrodelbahn Südtirols: der Fun Bob. Dieser ermöglicht es, das phantastische Panorama zu genießen, ohne lange und beschwerliche Wege auf sich nehmen zu müssen. Man sollte allerdings auf Geschwindigkeit und leichtes Achterbahnfeeling stehen. Und los geht´s hinab über die saftig-grünen Wiesen.
