Der 11. November in Südtirol
Am 11. November feiert man St. Martin, ein Fest, das in vielen europäischen Ländern und unter anderem auch in Südtirol gefeiert wird.
St. Martin ist ein christliches Fest, das bis ins Mittelalter zurückgeht und das, zusammenhängend mit dem Ende des Ackerbaujahres und bäuerlichen Traditionen, den Beginn der winterlichen Anlässe darstellt und somit den Übergang vom alten ins neue Jahr kennzeichnet. Aber wie feiert man diesen besonderen Tag in Südtirol?
DIE FEIERLICHKEITEN IN SÜDTIROL
In Südtirol ist St. Martin ein sehr beliebtes Fest. Der Tag wird in diesem Gebiet an der Grenze zu Österreich auf verschiedene Art gefeiert. Die bekannteste Tradition ist sicherlich jene der Laternen von St. Martin. Der Kult des Heiligen leitet die Adventszeit ein und geht einher mit dem Basteln von bunten Laternen, die am Abend angezündet werden, wenn die Kinder Lieder und Reime singen, während sie mit ihren Laternen durch die Ortschaften spazieren, ein Brauch, der auf dem gesamten Südtiroler Gebiet ausgeübt wird. Während dieser Feierlichkeit tritt gewöhnlicherweise auch die Figur des Heiligen Martins in Erscheinung, der auf seinem Pferd reitet und einen roten Mantel trägt und somit an die Legende des Heiligen von Tours erinnert, der seinen Mantel zweigeteilt hat, um die andere Hälfte einem frierenden Bettler zu geben. Die Laternenumzüge erinnern außerdem an den Fackelumzug, der den Sarg des Heiligen Martin bei seiner Beerdigung im französischen Dorf, in dem er Bischof war, begleitete. Ein Lied, das bei diesem Anlass angestimmt wird, ist das bekannte „Ich gehe mit meiner Laterne“: Das Licht, das entzündet wird, steht für die Wärme des Sommers und ist Zeichen des Glücks.
Die Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Martins sind in Südtirol weit verbreitet: Es gibt Dörfer, die nach dem Heiligen benannt wurden und in denen ihm gewidmete Pfarrkirchen stehen. Einige Beispiele dafür sind St. Martin in Thurn (Gadertal), St. Martin in Gsies (Pustertal) und St. Martin in Passeier (Passeiertal).
In Girlan findet jeden 11. November ein Fest zur Feier des Heiligen Martins statt, das mit einem Markt, dem sogenannten Martini Markt, einhergeht.
In St. Martin, der kleinen Ortschaft im Passeiertal, das seinen Namen dem Heiligen verdankt, ist der 11. November reich an Feierlichkeiten mit einem Laternenumzug begleitet von den Liedern der Kinder des Kindergartens und der Grundschule und dem traditionellen Gänselauf. Eine Woche nach den Feierlichkeiten findet auch der beliebte Martiner Genussmarkt statt, wo man die kulinarischen Köstlichkeiten des Tals und der Provinz verköstigen und Bekleidung, Gegenstände und traditionelle Souvenirs erstehen kann.
In Kurtinig an der Weinstraße gibt es am Vormittag des Martinstags einen Umzug der Musikkapelle und man kann den Markt besuchen, Spezialitäten probieren und an Spielen teilnehmen. Zum Abschluss des Tages gibt es auch hier den üblichen Gänselauf.
WER WAR MARTIN VON TOURS UND WARUM WIRD ER GEFEIERT?
Martin von Tours, geboren im 4. Jahrhundert im heutigen Ungarn, war ein römischer Soldat und Teil des Heers. Zu seinen Aufgaben als Soldat gehörte die Nachtwache. Eines Nachts traf er auf einen armen, frierenden Mann und, da er Mitleid mit ihm hatte, beschloss er, seinen roten Mantel zu nehmen und ihn mit seinem Schwert zweizuteilen, um die Hälfte dem Bettler zu überlassen.
Die Legende lautet, dass ihm in der nächsten Nacht Jesus erschien, der die Mantelhälfte trug, die er dem Bettler gegeben hatte. Als Martin erwachte, war sein roter Mantel wieder ganz. Sein Traum hatte solch große Wirkung auf Martin, dass er beschloss, sich zum Christentum zu bekennen und sich taufen zu lassen.
Anschließend wurde Martin Bischof von Tours, blieb aber seinen bescheidenen Wurzeln treu und verbreitete den christlichen Glauben. Er starb am 8. November 397, man gedenkt ihm aber am 11. November, dem Tag seiner Beerdigung.
Das Symbol und das traditionelle Gericht, des ihm gewidmeten Fests, ist die Gans. Dazu gibt es verschiedene Geschichten: Eine berichtet davon, wie Martin sich nicht würdig fühlte, Bischof zu werden und sich in einer Scheune voller Gänse verkroch die, wegen seiner Anwesenheit, zu schnattern begannen und somit sein Versteck verrieten.
Die Legende von St. Martin und die Geschichte des Heiligen haben das Ziel, wichtige Werte wie Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit und Mitgefühl gegenüber den Bedürftigen zu vermitteln.
