Langlaufen in Südtirol – mit Tipps vom Langlauflehrer
Nur man selbst, die dünnen Skier an den Füßen und die endlose Weite der schneebedeckten Landschaft. Ganz nah am Herzschlag der Natur über Wattebauschwiesen und durch Wunderlandwälder dahingleiten. Langlaufen ist wahrlich ein Sport für alle mit einer Schwäche für sanfte Stille. Längst hat die Trendsportart aus Skandinavien ihr verstaubtes Image abgeschüttelt und wird immer beliebter.
Es geht über Hügel und durch Wälder dahin, entlang von zugefrorenen Bachläufen und vorbei an Almhütten. Der ständige Begleiter: atemberaubende Ausblicke in die tief verschneite Natur. Mit jedem Kilometer schwindet nicht nur das Weihnachtskeksbäuchlein, sondern auch der Alltagsstress. Zudem ist Langlaufen der Ganzkörpersport schlechthin. Gleichgewichtssinn und Koordination werden gefördert und ganze 90 % der Muskeln werden beansprucht. Das spürt man spätestens am nächsten Morgen am ganzen Körper, was den Spaß am Langlaufen aber keineswegs mindert – im Gegenteil. Am liebsten möchte man sofort wieder auf die Loipe. Gelegenheiten dazu gibt’s in jeder Region Südtirols reichlich.
Die schönsten Loipen Südtirols
Mit seinen 1.300 Loipenkilometern kann man unser Alpenland schon fast als Mekka des Langlaufs bezeichnen. In nahezu jedem Seitental gibt es mindestens eine Loipe. Übungsloipen mit sanften Schlaufen, anspruchsvolle Höhenloipen, wunderschöne Rundkurse und Sonnenloipen. Für Einsteiger und Athleten. Vom Tal bis auf die Berge. Die höchste Loipe liegt im Schnalstal, hier kann man Langlaufen auf dem Gletscher – auf 3000 Metern. Einige Langlaufloipen Südtirols sind sogar manchmal abends beleuchtet, wie Teile der Rundloipe Innerhütt im Passeiertal. Auch im Gsieser Tal erwarten Anfänger Loipen durch verträumte Winterlandschaften. Ganze 80 Kilometer Sonnenloipen verlaufen auf der Seiser Alm – darunter gleich mehrere sanfte Schlaufen für Einsteiger. Ein Tipp im Vinschgau ist die Langtauferer Höhenloipe, die in einem Rundkurs durch nahezu unberührte Natur führt. Und natürlich darf die abwechslungsreiche Loipe im Ultental nicht fehlen. Sie führt vorbei an der zugefrorenen Falschauer und jahrhundertealten Bauernhöfen, über sonnige Wiesen und tiefverschneite Wälder … Ein wahrer Winterwundertraum.
Tipps vom Langlauflehrer
Ungeübte Langläufer stellen sich diese Wintersportart manchmal einfacher vor als sie ist. Ein Südtiroler Langlauflehrer gibt Antworten auf fünf Fragen, die sich Anfänger am häufigsten stellen.
Wie sieht die optimale Langlaufausrüstung aus?
Wer sich auf die Loipe wagt, braucht natürlich die passenden Langlaufskier, Langlaufschuhe- und Stöcke. Die Länge der Skier und Stöcke spielt dabei eine entscheidende Rolle. Am besten lässt man sich im Sportfachgeschäft oder im zertifizierten Skiverleih beraten und hält sich an folgende Faustregeln: Skier
- Kinder Anfänger: Körpergröße - 10 Zentimeter
- Kinder Fortgeschrittene: Körpergröße + 10 Zentimeter
- Erwachsene Klassisch: Körpergröße + 10 bis + 20 Zentimeter je nach Können
- Erwachsene Skating: Körpergröße + 5 bis +10 Zentimeter je nach Können
Stöcke
- Klassisch: Länge der Stöcke sollte knapp unter die Schulter reichen
- Skating: Länge der Stöcke sollte von der Schulter bis unter das Kinn reichen
Welchen Langlaufstil sollten Einsteiger wählen?
Ich empfehle mit dem klassischen Stil in der gespurten Loipe anzufangen. Mit dem sogenannten Diagonalschritt. Dabei geht der linke Arm mit dem Langlaufstock nach vorne, während sich der rechte Fuß vom Boden abstößt und umgekehrt. Wer jung und sportlich ist, kann sich auch an die Skating-Technik heranwagen. Dabei verlagert man das Gewicht auf ein Bein und stößt sich mit der Innenkante des Schuhs/Skis des anderen Beins ab. Am besten konzentriert man sich anfangs aber nur auf eine der beiden Techniken.
Wie sinnvoll ist es, sich einen Langlauflehrer zu nehmen?
Idealerweise beginnt man die ersten Gleitversuche auf Langlaufskiern immer mit einem erfahrenen Langläufer oder besser noch mit einem ausgebildeten Langlauflehrer. Kleine Fehler in der Ausführung lassen sich nämlich später nur noch schwer korrigieren. Kontakte von Langlauflehrern findet man über die jeweiligen Tourismusvereine oder im Skiverleih. 2021 haben sich insgesamt 111 Langlauflehrer in die Landesberufskammer der Skilehrer in Südtirol eingetragen.
Wie bremst man auf Langlaufskiern?
Nicht nur gleiten, sondern auch bremsen will geübt sein. Wer zu spät bremst, verliert schnell die Kontrolle. Daher rate ich meinen Schülern immer, lieber vorsichtig zu sein und früh genug anfangen zu bremsen. Die Technik ist dabei dieselbe wie beim Alpinskilauf. Möchte man bremsen, nimmt man einen Ski aus der Spur und dreht das Skiende nach außen, während die Spitze nach innen zeigt. Die Knie sind vorne, der Oberkörper leicht gebeugt und der Körperschwerpunkt liegt auf dem Bein, das sich noch in der Spur befindet.
Welche Loipe eignet sich, um mit dem Langlaufen zu beginnen?
Beginnen sollte man stets im flachen Gelände auf einfachen Loipen. Klappt auf der Ebene das Langlaufen und Bremsen gut, kann man sich ins steilere Gelände wagen. Vor allem älteren Menschen rate ich, nicht zu ehrgeizig zu starten, um sich nicht zu überschätzen.
