Einfach mal offline gehen

Hinein in den Wald und hinauf auf Südtirols Berge und Almen

Es piepst und ping’t und zwitschert überall und immerzu. Wir sind rund um die Uhr am Smartphone und immer und überall erreichbar. Noch 148.713 Mails checken, bevor wir uns den schöneren Dingen des Lebens widmen können. Und selbst da sind wir heutzutage ständig am Smartphone.

Wo wir früher noch unzählige Gedankenfotos geschossen haben, wahre Erinnerungen mit Herz, und die Momente in vollen Zügen genossen haben, zücken wir heute das Smartphone um ja alle Erinnerungen festzuhalten. Für Instagram. Für die Freunde. Für später. Um irgendwann in Erinnerungen schwelgen zu können und uns an die Momente zurückzuerinnern. Daran, wie schön er doch war. Obwohl wir uns manchmal kaum mehr an den Moment erinnern können, stattdessen mehr daran, wie wir den perfekten Winkel für diese Aufnahme gefunden haben.

Wie wir den perfekten Spot in den Bergen gesucht haben, wo möglichst wenig Menschen und möglichst schönes Licht ist und wie wir dabei das Entscheidende vergessen: den Moment zu leben. Das Gras unter den Füßen zu spüren, wenn wir über die Almwiesen laufen, das kalte Wasser zwischen den Zehen, wenn wir unsere Füße im Gebirgsbach abkühlen oder die herrlichen Ausblicke wenn wir den Aufstieg auf den Gipfel geschafft haben.

Das Leben heute gleicht einem Lauf im Hamsterrad. Je schneller wir laufen, desto schneller dreht sich die Welt. Anhalten? Das geht kaum ohne auf die Schnauze zu fallen. Dabei müssen wir nicht immer schneller laufen.

Wir müssen nicht immer erreichbar sein!

Also gehen wir einfach mal offline. Schalten wir auf Flugmodus oder besser noch schalten wir unser Smartphone komplett aus und gehen wir hinaus in die Natur. Hinauf in die Südtiroler Berge und hinein in die wilden Täler. Erkunden wir die schönsten Fleckchen Südtirols.

Hoch oben auf einem Berggipfel, wo es manchmal gar keinen Handyempfang gibt, lässt es sich besonders gut abschalten. Hat man ihn erstmal erklommen und blickt von oben über die Täler, Wiesen und Wälder, ist das ein ganz besonders Gefühl der Freiheit. Hier oben ist man ganz weit weg vom Rest der Welt und vom stressigen Alltag.

Es spielt keine große Rolle, für welchen Gipfel man sich entscheidet. Für die Laugenspitze mit 2.434 Metern und ihre grandiose Aussicht auf die umliegende Bergwelt, für den Peitlerkofel mit 2.875 Metern, mitten im Naturpark Puez-Geisler und mitten in den Dolomiten oder für eine andere Bergtour in Südtirol. Hierzulande wartet das Abenteuer direkt vor der Haustür und das Gute ist – überall kann man offline gehen.

Wer nicht so hoch hinaus will, findet auch weiter unten im Tal oder auf den Almen schöne Plätze, um vom Alltag abzuschalten. Also Wanderschuhe an, Smartphone aus und einfach losmarschieren – über blühende Almwiesen, vorbei an Alpenrosen und Weidetieren. Kopf freikriegen und Stress hinter sich lassen. Auf einigen Almen kann man sogar übernachten – ganz ohne Komfort, dafür ganz nah an der Natur.

Oder wir gehen einfach in einen der vielen Lärchenwälder, wie in den berühmten Lärchenwald auf dem Salten oder in den bezaubernden Lärchenwald in St. Valentin auf der Haide. Wenn die Nachmittagssonne die Lärchen hier in ihr magisches Licht hüllt und man über die grasbewachsenen Pfade inmitten der knorrigen Riesen entlangläuft, kommt die innere Ruhe von ganz alleine. Das Einatmen der frischen Waldluft tut ihr übriges. Die berühmtesten Lärchen strecken ihre Gipfel übrigens in St. Gertraud, im letzten Dorf des Ultentals, in den Himmel. Die Ultner Urlärchen sie sind über 850 Jahre alt und gehören zum UNESCO Weltnaturerbe.

Durchatmen

Selbst wenn schon alle Urlaubstage aufgebraucht sind oder wir gerade vielleicht nicht verreisen können – es gibt immer die Möglichkeit einer kurzen Auszeit. Das wurde mir bewusst, als ich diesen Artikel über Mikroabenteuer gelesen habe.

Selbst wenn es nur ein Ausflug in unseren Mikrokosmos ist, auf den heimischen Balkon oder in den Vorgarten. Und selbst wenn es nur ein Versuch ist, unsere täglichen Gewohnheiten zu ändern. Wenn wir bisher die Zeit in der Mittagspause dazu genutzt haben, unser Instagram oder Facebook oder Twitter oder TikTok zu checken, dann lassen wir jetzt doch einfach mal das Smartphone am Arbeitsplatz und gehen ins Freie. Wärmendes Vitamin D auf der Haut spüren, die Nase in den Himmel strecken und tief durchatmen.

Wenn wir unser Smartphone öfter mal auf Flugmodus schalten, lernen wir mit der Zeit mehr zu schätzen, was wir haben. Wir werden dankbarer für all die immateriellen Dinge. Wir schaffen es immer öfter, Momente bewusster zu leben und zu erleben und noch lange von diesen Augenblicken zu zehren. Selbst ohne Erinnerungsfoto auf dem Smartphone.

Foto: ©Petra Schwienbacher
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Petra liest und schreibt im Ultental. Sie liebt die Natur und gutes Essen ebenso wie ihre Arbeit und das Leben auf ihrem Bauernhof. Und obwohl sie gerne andere Länder bereist, kehrt sie immer wieder gerne zurück, denn sie kann sich keinen schöneren Ort zum Leben vorstellen.

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