Kräuter entdecken in Südtirol
Es muss nicht immer der Gang in die Apotheke sein: Für kleinere Beschwerden und Wehwehchen bietet die Natur im Alpenraum einen ganzen Strauß an unterschiedlichen Heilkräutern, die Linderung und Wohlbefinden bringen. Rieche, schmecke und sammle die wertvollen Wildpflanzen bei einer Wanderung in den Südtiroler Bergen!
Schon ein altes Sprichwort lautet: „Für alles ist ein Kraut gewachsen!“ Diese Weisheit hätte in Südtirol erfunden werden können, denn wer etwa durch das Eisacktal, das Ultental, das Grödner- oder Pustertal wandert, findet verschiedenste Kräuter am Wegesrand und in den Wiesen und Wäldern. Durch ihre ätherischen Öle, Flavonoide und Pflanzensäuren wirken die Kräuter je nach Sorte zum Beispiel krampfstillend, entzündungshemmend oder wundheilend. Sorgsam getrocknet und zu Tees, Salben und Tinkturen verarbeitet finden sie in jeder naturverbundenen Hausapotheke ihren festen Platz.
Starkes Wachstum in Südtirols Klima
Um ihre volle heilende Wirkung zu entfalten, benötigen die Pflanzen schon in der Wachstumsphase ideale Bedingungen. Die saubere Bergluft, das klare Wasser und das ausgesprochen milde Klima in Südtirol sorgt seit jeher dafür, dass die Kräuter hier kräftig und gesund wachsen können. Kein Wunder, dass Südtirol auf eine lange Tradition des Kräutersammelns und der Verarbeitung zurückblickt: Schon vor Jahrhunderten wurde in den Klöstern, aber auch von naturverbundenen Menschen – meist Frauen – das Wissen um die Heilkunde aus der Natur gepflegt und bewahrt. Noch heute wird dieses Brauchtum bei Kräuterwanderungen und von kundigen Frauen wie der Südtiroler Alchemistin Renate de Mario Gamper gelebt und weitergegeben.
Balsamisches Geheimnis
Beim Sammeln und Haltbarmachen von Heilkräutern gilt es, einige Dinge zu beachten, um die volle Wirkkraft der Pflanze zu bewahren. Entscheidend ist beispielsweise, wann die Kräuter geerntet werden. Zum sogenannten „balsamischen Zeitpunkt“ konzentrieren sich alle Wirkstoffe in den Pflanzen. Dieser Zeitraum ist – abhängig vom Teil der Pflanze, der verwendet wird – unterschiedlich. Sollen die Wurzeln des Krauts verarbeitet werden, müssen diese früh am Morgen oder abends geerntet werden. Blätter wie die des Salbeis enthalten am Vormittag die meisten gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe. Und die Blüten, wie sie etwa bei Schafgarbe und Goldmelisse verarbeitet werden, sollten mittags geschnitten werden. Sorgfältig getrocknet bilden sie die Basis für Tees, Kräutersalze, Duftkissen, Salben und mehr.
Viele Südtiroler Unterkünfte bieten im Frühling und Sommer spezielle Pakete an, bei denen neben dem Kennenlernen von hilfreichen Heilkräutern auch Waldbaden, gemeinsames Kochen und etwa Fitness in der Natur auf dem Programm steht, um die innere Balance und Abwehrkraft zu stärken: Südtirol Balance.
Du möchtest schon jetzt mehr zu den Südtiroler Heilkräutern und ihrer Wirkung erfahren?
Wir stellen dir vier Klassiker vor, denen du auf vielen Wanderungen durch die sonnigen Täler der Region begegnen wirst.
4 beliebte Heil- und Küchenkräuter aus Südtirol:
Rosmarin
Dieses Mittelmeerkraut ist auch in Südtirol weit verbreitet und hat zahlreiche positive Eigenschaften: Die Bitterstoffe und das ätherische Öl in den Nadeln des Rosmarins wirken gegen Magenkrämpfe oder Völlegefühl und helfen, den Appetit zu steigern. Äußerlich angewandt in Salben und Ölen wirkt Rosmarin durchblutungsfördernd und wird zum Beispiel bei Verstauchungen und Rheuma angewendet. Das robuste Heilkraut kann getrocknet werden und ist ein beliebtes Gewürz der traditionellen italienischen Küche.
Übrigens: der Duft von Rosmarinöl soll sich positiv auf die Gedächtnisleistung auswirken!
Schafgarbe
Die zarte Schafgarbe wächst an sonnigen Plätzen entlang des Weges oder auf bunten Wiesen und Weiden. Ihre weißen, manchmal zartrosa Blüten thronen auf einem stabilen Stängel, der bis zu 50 Zentimeter hoch werden kann. Beachtlich ist auch das Wirkungsspektrum der bereits im Altertum genutzten Heilpflanze, die auch unter dem Namen „Achilleskraut“ bekannt ist: Als Tee, Tinktur oder Salbe wirkt sie entzündungshemmend, krampflösend und blutungsstillend. Sie kann in der Wundbehandlung, bei Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit angewendet werden. Die enthaltenden Bitterstoffe werden auch bei Erkrankungen der Leber eingesetzt.
Achtsames Sammeln: Kräuter entdecken und sammeln macht Spaß – denke aber daran, immer nur kleine Mengen für deinen persönlichen Bedarf mitzunehmen. So achtest du die Natur und deine Mitmenschen.
Goldmelisse
Sie sind ein wahrer Blickfang an sonnigen Plätzen, aber auch in vielen angelegten Kräutergärten: Die auffälligen roten, rosa oder violetten Blüten der Goldmelisse sind nicht nur schön anzusehen, sie verströmen auch einen angenehm-zitronigen Duft. Im Volksmund ist die Zier- und Heilpflanze als Indianernessel bekannt, wodurch ihre ursprüngliche Herkunft klar wird: Die Melisse stammt aus Nordamerika und wurde von den indigenen Völkern dort als Heiltee eingesetzt. Zwischen Juni und September findet man die Goldmelisse heute auch in den Bergen Südtirols. Ihre Wirkung ist ähnlich der des Thymians, jedoch milder; so wirkt die Goldmelisse als Tee oder Gewürz lindernd bei Erkältungen und Fieber, schafft aber auch bei Kopfschmerzen und Übelkeit wieder Wohlbefinden.
Salbei
Ein echter Klassiker der mediterranen Küche ist der anspruchslose, robuste Salbei, der vor allem in kalkhaltigen Böden gut gedeiht. Im Mai oder September, wenn die Pflanze noch nicht oder nicht mehr blüht, können die aromatischen Blätter gesammelt werden. Schon in der Antike wurde das Heilkraut dank seiner antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung bei Zahnschmerzen oder Verletzungen im Mund- und Rachenraum gekaut. Die Flavonoide des Salbeis sind antioxidativ und stärken das Herz-Kreislaufsystem. Auch der Psyche tut die Pflanze gut: Getrocknet und als Tee genossen lindert Salbei Anspannung, Nervosität und Stress.
