Ladinisch für Anfänger

Sprache, Bräuche und Tradition

Für seine bunte Vielfalt ist Südtirol bekannt: majestätische Berge, tiefblaue Seen, abwechslungsreiche Naturlandschaften, elegante Städte und lebhafte Dörfer sowie - last but not least - die geschichtsträchtige Kultur. Letztere ist in Südtirol besonders ausgeprägt und tief verwurzelt, denn im Laufe seiner erlebnisreichen Geschichte wurde das Land sowohl vom deutschsprachigen als auch vom italienischsprachigen Raum bzw. Kultur und Tradition beeinflusst. Neben der deutschen und der italienischen Sprache ist in Südtirol auch noch eine dritte Landessprache – Ladinisch – lebendig. Die älteste Sprache im Alpenraum hört man hauptsächlich in zwei Tälern Südtirols – im Gadertal und im Grödnertal – im täglichen Gebrauch. Und nicht nur die Sprache, sondern auch alteingesessene ladinische Bräuche werden noch heute in diesen Gebieten Südtirols gelebt und gepflegt.

 

Bun dì!

…was so viel heißt wie „Grüß Gott“ oder „Guten Tag“! Mit diesem Willkommensgruß wird man in den ladinischsprachigen Gemeinden begrüßt. Die ladinische Sprache entstand im Zuge der römischen Eroberung des Alpenraums und gilt somit als die älteste Sprache in den Dolomiten. Erst durch die Völkerwanderung (400 n. Chr.) wurde Ladinisch zurückgedrängt und konnte sich schließlich nur mehr in wenigen abgelegenen und geschützten Tälern halten. Heutzutage wird die ladinische Sprache von ca. 4 % der Südtiroler Bevölkerung gesprochen. Dabei gibt es keine einheitliche Standardsprache, sondern viele unterschiedliche Dialekte, die natürlich stark vom Deutschen und vom Italienischen beeinflusst worden sind.

 

La trocht

Im ganzen Land ist das Tragen der Südtiroler Tracht noch heute eine lebendige Tradition, da sich die Menschen auf diese Weise ihrer Heimat verbunden fühlen. Auf ihre traditionellen Trachten sind Grödner und Gadertaler besonders stolz, und nicht von ungefähr – diese gelten nämlich als schönste und bekannteste Trachten der Region. Die Tracht wird hauptsächlich bei Prozessionen, traditionellen Festen und hohen kirchlichen Feiertagen getragen. Wenn Sie hautnah erleben möchten, wie solch traditionelle Trachten aussehen, empfehlen wir Ihnen den alljährlichen festlichen Umzug „Gröden in Tracht“, bei dem nicht nur die traditionelle Kleidung, sondern auch ladinische Musik und Volkstänze der Region vorgeführt werden.

 

Usanzes y tradizions

Die ladinische Kultur zeichnet sich durch besondere Bräuche und Traditionen aus, wie zum Beispiel Hochzeits-, Festtags- und Geburtstagsbräuche. Ein verbreiteter Festtagsbrauch nennt sich „Ji a üs“ (Eiersammeln) und findet jedes Jahr am Ostermontag statt. Bei dieser Gelegenheit beschenken die Mädchen des Tales die jungen Männer mit hartgekochten Eiern, eine wahre Leckerei in früheren Zeiten. Dabei können die jungen Fräulein entscheiden, wie viele Eier sie den Burschen geben möchten:

  • 4 Eier, wenn ihnen der Mann unsympathisch ist
  • 6 Eier, wenn es sich um den Geliebten handelt
  • 12 Eier, wenn er ihr Verlobter ist.

Ein bekannter ladinischer Hochzeitsbrauch ist das sogenannte „Tò la nöcia“ oder „rubè la nöcia“ (Brautstehlen). Dabei wird die Braut von ihren Freunden entführt und in verschiedenen Gasthäusern des Ortes "verschleppt", wo dann gemeinsam getanzt, gegessen und getrunken wird. In der Zwischenzeit muss der Bräutigam seine Geliebte in allen Gasthäusern suchen und immer wieder die zurückgelassenen Rechnungen bezahlen.

 

L’ert da ziple

Doch wofür sind Gröden und besonders St. Ulrich am meisten bekannt? Natürlich für die Holzschnitzkunst (ert da ziple), eine alte, im 17. Jh. entstandene Tradition, die damals dazu diente, den langen Winter zu überbrücken. Durch die Gründung der Kunst- und Zeichenschule in St. Ulrich bekam die Holzschnitzerei in den folgenden Jahrhunderten nochmal einen Aufschwung und ist seither nicht mehr aus dieser Gegend wegzudenken. Alles - von Holzskulpturen, Engeln, Spielzeug bis zu Schachbrettern - wird hier fleißig geschnitzt - ein wunderbares Andenken für Freunde und Familie.

Bestaunen und erwerben kann man diese geschnitzten Kunstwerke auch auf dem bekannten alljährlichen Weihnachtsmarkt im Dorfzentrum von St. Ulrich, welches als „schönstes Weihnachtsdorf in den Alpen“ bezeichnet wird.

 

I maié te Gherdëina

Bei der Aufzählung der ladinischen Bräuche und Traditionen darf man die schmackhafte ladinische Küche natürlich nicht vergessen. Wie in ganz Südtirol kocht man in den ladinischen Tälern hauptsächlich mit lokalen Produkten aus der nahen Umgebung, und das schmeckt man auch! Egal ob „Crafuncins“ (Schlutzkrapfen), „Puessl“ (Apfelschmarrn) oder „Balls“ (Knödel) - hier bei den Ladinern wird der Gaumen rund um die Uhr verwöhnt!

Jetzt, wo Sie sich mit der ladinischen Kultur bestens auskennen, sollten Sie sich nur noch ein paar wichtige Redewendungen für den nächsten Urlaub in Ladinien merken:

  • Guten Tag – Bun dé
  • Guten Abend – Buna sëra
  • Gute Nacht – Buna nöt
  • Wie geht es? – Co vara pa?
  • Gut – Bun
  • Wie heißt du? – Co aste pa inom?
  • Danke – Giulan

…und… A s’udëi (Aufwiedersehen)! 🙂

Foto: ©IDM Südtirol/Harald Wisthaler, Max Lautenschläger, Alex Moling, Stefano Scatà, Alex Filz
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