Im kleinen Kreislauf

Wie der „Margarete“-Spargel die Corona-Krise meistert

Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie legen aktuell weite Teile der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens lahm – auch in Südtirol. Grenzen werden geschlossen, Lieferketten unterbrochen und Menschen können ihre Arbeit nicht mehr wie gewohnt verrichten. Was bedeutet das für die Produktion landwirtschaftlicher Produkte? Wie gehen kleinere Erzeuger mit der neuen Situation um und wie schaffen sie es, die Versorgung der Menschen zu gewährleisten? Wir haben uns umgehört bei den Produzenten des wohl bekanntesten landwirtschaftlichen Produktes, das im Frühjahr reif ist für die Ernte: Terlaner Spargel.

Ernte unter außergewöhnlichen Umständen

Der Spargelanbau hat in Terlan eine lange Tradition. Schon vor mehr als 100 Jahren sollen Bauern die ersten Terlaner Spargel geerntet haben. Das hängt vor allem mit den günstigen Bedingungen zusammen, die hier vorherrschen: Die Etsch hat im Laufe der Jahrtausende das heutige Etschtal mit feiner Erde und Sand aufgefüllt und so einen idealen Nährboden für Spargeln geschaffen. Vermarktet und verkauft wird der Großteil des Terlaner Spargels unter dem Namen „Margarete“. Die Marke ist auf europäischer Ebene geschützt und garantiert die Qualität und Herkunft des königlichen Gemüses „made in Terlan“. Angebaut wird der „Margarete“-Spargel von 15 Bauern, die zugleich Mitglieder der Kellerei Terlan sind. Sie haben begriffen, dass es gut für alle sein kann, wenn man die Produktion unter einer starken Marke bündelt – für die Bauern, klar. Aber auch für die Konsumenten, die über „Margarete“ ein hohes Maß an Produktsicherheit erhalten.

Derzeit und noch bis Ende Mai werden in Terlan auf knapp 9 Hektar Fläche rund 45.000 Kilogramm „Margarete“- Spargel geerntet. Vom Feld zum Endkonsumenten sind alle Abläufe perfekt durchstrukturiert. Zumindest in Normal-Jahren. Diese eingespielte Routine setzte Corona in diesem Jahr einmal mehr außer Kraft. „Wir mussten flexibel auf die außergewöhnlichen Umstände reagieren“, sagt Alexander Höller, Verantwortlicher für den „Margarete“-Spargel bei der Kellerei Terlan. „Da war durchaus Kreativität gefragt, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung auch in diesen Krisenzeiten gut versorgt werden kann.“

In der Spargelproduktion arbeiten üblicherweise Erntehelfer aus anderen EU-Ländern mit. Aufgrund der Grenzschließungen fielen sie in diesem Jahr aus. „Da an anderer Stelle, in der Produktion der Kellerei Terlan, wegen Corona einige Arbeiten vorübergehend heruntergefahren wurden, konnten wir auf diese Mitarbeiter zurückgreifen.“ Im Feld und an den Sortierlinien achte man selbstverständlich penibel genau auf die Einhaltung der neuen Sicherheits- und Hygienstandards: „2 Meter Abstand zwischen den Mitarbeitern müssen immer und überall gewährleistet sein. Da geht es nicht, dass einer dem anderen mal schnell zur Hand geht, man gemeinsam an etwas arbeitet.“

Lebensmittelerzeugung vor der Haustür

Streng wirtschaftlich betrachtet, bedeuten die Maßnahmen einen Effizienzverlust, aber das ist in Coronazeiten unerheblich: „Wir tun alles, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen. Das hat für uns oberste Priorität. Corona erschwert uns allen das tägliche Leben und Arbeiten, aber wir machen trotzdem unter den strengen Auflagen weiter – zum Wohle der Allgemeinheit.“ Eine Herausforderung ist in diesem Jahr auch, dass durch die Schließung von Restaurants und Hotels eine wichtige Zielgruppe für den „Margarete“-Spargel weggefallen ist. „40 Prozent unserer Menge setzen wir gewöhnlich über diese Kanäle ab.“ Der Verkauf erfolgt in der Corona-Saison ausschließlich über den Spargelshop der Kellerei Terlan sowie den Gemüsefachhandel und ausgewählte Supermärkte in Südtirol. Auch hierbei nutzen wir die Vertriebsstruktur der Kellerei Terlan. So schließt sich auch in Krisenzeiten der lokale Kreislauf. „Ich denke, dass vielen von uns gerade jetzt wieder bewusst wird, wie wichtig es ist, dass es Erzeuger von hochwertigen Lebensmitteln in der näheren Umgebung gibt –  vor der Haustür sozusagen“, so Höller. „Das erachte ich als großen Mehrwert für die Südtiroler Gesellschaft, die weiß, dass sie sich immer auf uns Produzenten verlassen kann.“

Bildrechte: IDM Südtirol/Frieder Blickle
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Rainer Hilpold ist gebürtiger Meraner; nicht unbedingt ein Mann der vielen und großen, sondern eher der wenigen, dafür treffenden Worte. Berg-See, Stadt-Land, Mediterran-Alpenländisch, Outdoor-Indoor? „Zum Glück muss man sich als Südtiroler nicht festlegen. Nur eines darf niemals fehlen: der Genuss.“

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