Was es mit dem trachtigen Traditionstanz auf sich hat
„Ho-la-djo-di-ri“, schallt es durchs Tal: Es ist wieder Zeit für’s Schuhplatteln! Der für den (Ost-)Alpenraum bekannte Traditionstanz ist ein fixer Bestandteil in Südtirols Kultur und wird auf verschiedenen Festen zur Schau gestellt. Wer beim nächsten Südtirol-Urlaub mit seinem Kulturwissen glänzen will, findet hier alles Wissenswerte rund um’s Schuhplatteln!
Virtuoser Traditionstanz
Das Schuhplatteln kann als ein virtuoser Tanz bezeichnet werden, bei dem durch Klatschen und Stampfen als auch durch die charakteristischen Schläge auf Oberschenkel und Fußsohlen rhythmische Bewegungen ausgeführt werden. Auch akrobatische Sprünge und Jauchzer sind Teil des Tanzes. Obwohl er ganz unkompliziert aussieht, bedarf es an viel Ausdauer und Muskelkraft, um die oft sehr komplexen Figuren auszuführen. Auf keinen Fall fehlen darf beim Schuhplatteln die passende Kleidung – die traditionelle Tracht! Die Burschen präsentieren sich in Lederhose, weißen Stutzen (Kniestrümpfe) und breiten Ledergürteln mit Federkielstickereien (im Südtiroler Dialekt auch „die Fatschn“ oder „die Binte“ genannt), während die Mädchen die oft dorfeigene Tracht tragen. Begleitet wird der Tanz mit traditioneller Volksmusik, die meistens auf einer Ziehorgel (Ziehharmonika) gespielt wird. Über die Jahre haben sich verschiedene Arten des Schuhplattelns entwickelt. So gibt es mittlerweile zum Beispiel auch Dirndlplattler, die nur von Mädchen aufgeführt werden. Sogar Wettbewerbe werden veranstaltet, bei denen verschiedene Plattlergruppen ihr Können zeigen und sich mit anderen Gruppen messen können.
Eine jahrhundertealte Tradition
Wie der Traditionstanz entstanden ist? Die Bezeichnung der Schuhplattler, in verschiedenen Dialekten auch als Schuaplattler oder Schuachplattler bekannt, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Damals hat sich die Bekanntheit des Tanzes ausgeweitet und über Südtirol, die österreichischen Bundesländer Tirol und Salzburg sowie Oberbayern erstreckt. Die ursprüngliche Herkunft des Tanzes hat allerdings eine weitaus längere Geschichte. Man geht davon aus, dass die älteste Beschreibung des Tanzes auf das Rittergedicht Ruodlieb aus dem 11. Jahrhundert zurückzuführen ist. Zwar fehlte dort eine Beschreibung der charakteristischen Schläge auf Oberschenkel und Schuhe, jedoch wurde der Tanz bereits als Werbetanz beschrieben. Ursprünglich diente das Schuhplatteln nämlich dem Umwerben eines Mädchens, um dieses dann zu heiraten. Das Mädchen stellte sich in der Mitte auf und drehte sich in ihrer Tracht um sich selbst, während die Burschen den virtuosen Tanz um sie herum aufführten. Damals endete der Tanz immer mit einem Walzer und war daher als Paartanz bekannt. Heute spielt das Umwerben von Mädchen keine Rolle mehr und das Schuhplatteln hat sich zu einem reinen Schautanz entwickelt. Tatsächlich gibt es aber noch einige Traditionsvereine, in denen Männer mit dem Schuhplatteln aufhören, sobald sie verheiratet sind.
Schuhplatteln in Südtirol
In Südtirol hat das Schuhplatteln immer noch einen großen Stellenwert. Kaum ein Zeltfest oder Kirchtag vergeht, ohne dass getanzt, geklatscht und gejauchzt wird. Dabei gibt es unendlich viele verschiedene Versionen, da jede Gruppe ihren eigenen Plattl-Stil entwickelt hat. Viele Brauchtums- und Trachtenvereine haben eigene Schuhplattlergruppen. Dazu zählen beispielsweise die Schuhplattlergruppe Vilnöß, die Schuhplattler Prad am Stilfserjoch, die Schuaplattler Lajen oder die reine Mädchengruppe „Herzplattler“ aus dem Passeier. Bei Konzerten, Dorffesten oder oft auch beim Almabtrieb geben sie ihr Können zum Besten – eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Und wer weiß, vielleicht wird man ja doch noch von einem feschen Schuhplattler umworben!
