Die kleinste Kaffeerösterei Südtirols liegt in Prad am Stilfserjoch
Der heiße Duft von frischem Kaffee, wer hat ihn nicht gerne in seiner Nase? Für Kaffeeröster Josef Gander ist dieser Geruch täglich Brot. Booking Südtirol verrät er, warum die edle Bohne niemals in Südtirol wachsen wird, worauf es bei gutem Kaffee ankommt und warum er einen Filterkaffee dem klassischen Espresso vorzieht.
Josef, wer steckt hinter Kuntrawant? Hinter der Kaffeerösterei stecken mein Bruder Martin und ich. Seit 1968 schlägt unser Herz für Kaffee und diese Liebe und Leidenschaft hat uns schließlich auch dazu bewegt, diese Handwerkskunst zu erlernen. Unsere Familie eröffnete damals das „Café Gander“, ein kleines Kaffeehaus direkt am Dorfplatz von Prad. 2013 folgte dann die Eröffnung unserer Kaffeemanufaktur „Kuntrawant“. Wir rösten dreimal wöchentlich in kleinen Mengen. Dadurch garantieren wir dem Kaffeeliebhaber höchste Qualität und Frische.
Und was bedeutet euer Name? „Kuntrawant“ ist vom italienischen „contrabbando“ abgeleitet. So nannten die Vinschger vor Jahren das Schmuggeln. Einige kräftige Burschen konnten sich damals auf diesem Weg ein Zubrot verdienen. Bei Nacht und Nebel und oft unter Lebensgefahr schleppten sie Zigaretten, Sacharin und vor allem Kaffee über die Grenze nach Österreich, um es dort für teuer Geld zu verkaufen. Der erste Bohnenkaffee soll so über die Berge in den Vinschgau gekommen sein. Heute kann man den Original „Vinschger Schmugglerkaffee“ legal und ohne lange Umwege geniessen. (lacht)
Die Brüder Martin und Josef Gander
Gibt es die Tradition des Kaffeeröstens bei uns schon lange? Bei uns in Südtirol eher nicht. Die Tradition der Kaffeeröstereien gibt es mehr in den Hafenstädten wie Triest und Hamburg.
Wie verbindet man dann Südtirol und Kaffee? Genussland Südtirol. Das sagt alles.
Aber Kaffee hat man auch hierzulande schon seit jeher konsumiert. Wie hat man ihn früher gemacht? Früher hat man in einer speziellen Pfanne zu Hause Kaffee geröstet und diesen teils mit Gerste gemischt.
Wie röstet ihr heute eure Bohnen? Eine Röstung teilt man in drei Phasen ein: Die Trocknung, die Maillard-Reaktion und die Entwicklungsphase. Diese Phasen kann man durch Energiezuführung dann verkürzen und verlängern, je nach Kaffee. Wir rösten handwerklich in kleinen Mengen im traditionellen Trommelröstverfahren. Jeder Kaffee kriegt dabei ein anderes Röstprofil, um immer das optimale aus der Bohne zu kitzeln. Das ist genau das Spannende an unserer Arbeit.
Worauf ist dabei zu achten? Das wichtigste ist ein perfekter Rohstoff. Ein erntefrischer, defektfreier und qualitativ hochwertiger Rohkaffee ergibt durch das perfekte Rösten auch eine perfekte Tasse Kaffee.
Und woher kommt euer Rohstoff? Wir kaufen vorwiegend von kleinen Kaffeehändlern in ganz Europa. So zum Beispiel aus Hamburg, Triest, Amsterdam oder London.
Könnte Kaffee aber auch in Südtirol wachsen? Nein. Der Kaffeegürtel liegt 20° südlich und nördlich des Äquators. Eine Temperatur von 10°C kann für die Kaffeepflanze schon kritisch werden.
Und wohin verkauft ihr euren Kaffee schließlich? Wir verkaufen nicht nur hier in Südtirol, sondern in ganz Italien und auch nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.
Ein Teil des Kaffeesortiments
Welche Sorten bietet ihr dem Kunden an? Im Schnitt haben wir mindestens 15 Sorten. Diese gehen vom Espresso-Kaffee über den Filter-Kaffee bis hin zu sortenreinen Kaffees aus verschiedensten Ländern. Einige davon kommen nie in den Verkauf, sondern werden nur an Kaffeefreunde und Kaffeefreaks verkauft.
Welcher ist in euren Augen der beste Kaffee? Wir lieben Filterkaffee. Unsere Lieblingskaffees kommen aus Äthiopien, da diese fruchtig, blumig, frisch sind.
Und wie trinkt ihr diesen? Täglich handgefiltert, ganz schwarz. Ohne Milch, ohne Zucker.
Was macht denn guten Kaffee aus? Guter Kaffee ist ausgewogen in Aroma, Körper, Fruchtigkeit und Säure. Je weniger Technik man schließlich bei der Zubereitung verwendet, desto besser wird das Endresultat.
Wie viele Bohnen braucht es für eine Tasse Kaffee? 7 - 8 Gramm Kaffee je Tasse.
Wie seht ihr die Zukunft des Südtiroler Kaffees? Kaffee wird auch in Südtirol immer wichtiger. Die Gäste und Südtiroler wissen immer mehr über den Kaffee und verlangen daher nach Qualität. Wer einmal einen guten Kaffee getrunken hat, kennt den Unterschied. Ich glaube es wird nicht mehr lange dauern bis der Kaffee einen Stellenwert wie der Wein bei uns bekommt.
