Schlittschuhlaufen auf natürlichen Eisplätzen als Highlight an kalten Wintertagen in Südtirol
Warme Sonnenstrahlen im Gesicht, frischer Wind im Haar und dieses Gefühl als könnte man am liebsten die ganze Welt auf einmal umarmen. Wüsste ich nicht, dass das gerade der Hormoncocktail ist, den mein Körper wegen der sportlichen Betätigung ausschüttet, so könnte ich glatt vermuten, es wäre der zugefrorene Kalterer See unter meinen Füßen.
Das letzte Mal als ich mit Kufen über das glatte Eis in Südtirols Süden gedüst bin, ist gefühlt eine halbe Ewigkeit her. Umso aufgeregter bin ich, dass mir der eisig, kalte Winter in diesem Jahr endlich mal wieder die Möglichkeit zu diesem Abenteuer bietet. Große Naturseen wie der Kalterer See gefrieren nämlich erst, wenn sich die Minusgrade über einige Tage hinweg halten. Doch dann ist das Eis meist so dick, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.
So fühlt sich Freiheit an
Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein habe ich den Einstieg über das südöstlich gelegene Militärareal also gewagt, mir auf dem Steg meine mittlerweile fast eingerosteten Schlittschuhe umgebunden und das schlafende Baby im Kinderwagen eingepackt. Während meine ersten paar Schritte viel eher an eine lustige Szene aus Mr. Bean erinnern konnten, ist das richtige Gefühl fürs Eislaufen nach einigen Metern bereits wieder zurück.
In großen Schritten geht es also rund um den glitzernden Kalterer See, der laut unter meinen Füßen knackst. Eine Eisfläche, die sich irgendwie unendlich anfühlt und damit ein unglaubliches Freiheitsgefühl in meine Seele zaubert. Immer wieder muss ich meine Arme zur Seite ausstrecken und mich breit grinsend einmal im Kreis drehen, um zu verstehen, dass dieses Naturschauspiel auch wirklich echt ist. Zwischen eingefrorenem Schilf, dem verschneiten Mendelgebirge, der urigen Leuchtenburg und dem Blick ins weite Etschtal teilen diese Freude noch dutzende andere Eisläufer- und spazierer, Eishockeyspieler und sogar Eis-Kiter auf dem See mit mir. Da kann wohl keine Kunsteisbahn der Welt mithalten.
Süden, Westen, Norden, Osten
Eislaufen kann man in Südtirol, wenn es denn wirklich kalt ist, auf verschiedensten Naturseen in allen Himmelsrichtungen. Während auf dem meist zugeschneiten Wolfsgrubensee am Ritten, dem Pragser Wildsee im Pragser Tal, dem Völser Weiher am Hochplateau oder dem Reschensee nur einzelne Eisflächen freigeräumt werden, bleibt der große See in Kaltern meist frei von Schnee und somit spiegelglatt. Und weil die Sonne erst gegen halb vier Uhr am Nachmittag hinter dem Roén verschwindet hat man auch ganz schön viel Zeit, um dieses Winter-Highlight ausgiebig zu genießen. Obwohl Südtirol die besten Voraussetzungen dazu bietet, bin ich eigentlich kein großer Fan von Wintersport. Doch zugegeben, für das Gefühl von Freiheit auf dem unendlichen Eis empfehle ich eine Ausnahme, die bestimmt nicht enttäuscht.
