Südtiroler Dialekt und musikalische Klänge

Wie Max von Milland mit seiner Musik im Südtiroler Dialekt Grenzen überschreitet

Um Südtirol zu beschreiben, schießen mir natürlich gleich zahlreiche atemberaubende Reiseziele und Erlebnisse durch den Kopf: Der Sonnenaufgang auf dem Peitlerkofel, die Magie der Stoanernen Mandln, die Schatzer-Hütte auf der Plose mit der Geisler-Bergkette zum Anfassen. Es gibt unbeschreiblich schöne Orte in Südtirol. Die meisten davon sind schon bekannt. In unzähligen Reiseführern, Magazinen und Foto-Büchern abgebildet und für die Ewigkeit festgehalten. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, hier einen anderen Aspekt meiner Heimat Südtirol zu beleuchten.

Wir sind „sture Teifl“!

Für alle Leser:innen, die mich nicht kennen, mein Name ist Max von Milland aus Brixen, ich bin Musiker und schreibe meine Songs in meiner Muttersprache, dem Südtiroler Dialekt. Genauer gesagt, im Brixner Dialekt, denn in Südtirol gibt es über 40 Dialekte, also Mundarten des Hochdeutschen. Jedes Tal und fast jeder größere Ort hat somit schon irgendwie seine eigene Sprache. Im Laufe meiner Karriere gab und gibt es immer wieder Situationen, in denen ich mit der Frage konfrontiert werde, warum ich denn im Südtiroler Dialekt singe. Meistens schiebt die:der Fragende dann auch gleich hinterher, dass ich ja erfolgreicher sei, wenn ich meine Lieder auf Englisch oder auf Hochdeutsch sänge. Mal davon abgesehen, dass Erfolg etwas äußerst Subjektives und Persönliches ist, wäre es gelogen, wenn ich behauptete, dass ich die Frage nicht nachvollziehen kann. Trotzdem ist es für mich im wahrsten Sinne des Wortes keine Frage. Ich könnte jetzt argumentieren, wie ich das in der Vergangenheit auch oft gemacht habe: nämlich, dass man Gefühle schwer in Worte fassen kann; und wenn, dann doch am ehesten in der Muttersprache. Das ist eine Wahrheit. Eine andere ist, dass ich in Südtirol geboren und aufgewachsen bin und ich mit allem Respekt sagen kann, dass wir Südtiroler:innen „sture Teifl“ (dt. sture Teufel) sind. Vielleicht hat uns das die uns umgebende Natur gelehrt – hart zu sein, vor allem mit uns selbst. Die meisten unserer Vorfahren waren Bergbäuerinnen und -bauern, „aufgeben“ war da ehrlich gesagt nie eine Option.

Einwohnerzahl vs. Talente

Wir Südtiroler:innen gehen unseren eigenen Weg. So, wie wir ihn für richtig halten – politisch, als Gesellschaft, als Individuen. Das kann für Reibungen sorgen; und tut es auch. Aber die Dichte an erfolgreichen Charakterköpfen, die aus Südtirol kommen spricht für sich. Wir haben preisgekrönte Unternehmer:innen, Gastronom:innen, Winzer:innen, Hotelier:innen. Sportler:innen, die an der Weltspitze rangieren. Künstler:innen, die renommierte Auszeichnungen erhalten und in den angesagtesten Konzertsälen auftreten oder Museen ausstellen. In unterschiedlichsten Bereichen haben wir Talente, die es mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen können. Und das bei einer Einwohnerzahl von etwas über 500.000 Menschen, das gerade einmal einem Drittel Münchens entspricht. Dieses Verhältnis fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Ob es dieses eine Südtirol in der Form überhaupt (noch) gibt, oder je gegeben hat, muss auch jede:r für sich selbst beurteilen. Vielleicht mag das jetzt alles zu pathetisch klingen und in Südtirol läuft vieles definitiv nicht rund. Mich jedoch hat dieses Land geprägt, nein, es hat mich großgezogen. Es hat mir gezeigt, dass ich, wenn ich einen wundervollen Sonnenaufgang auf 3.000m erleben will, früh aufstehen, mich gut vorbereiten und Schritt für Schritt nach oben kämpfen muss. Höhen und Tiefen inklusive. Jede:r mit einer gewissen Lebenserfahrung wird mir jetzt beipflichten, dass das Leben aus einigen metaphorischen 3.000ern besteht, die es zu überwinden gilt. Dass kein Traum, vor allem im Bereich der Musik, zu groß ist, hat ein Mann aus St. Ulrich in Gröden gezeigt: Giorgio Moroder gewann insg. drei Oscars und einen Grammy und wurde zu einer der prägendsten Figuren in der internationalen Musikwelt.

Genau, deswegen!

Südtirol ist für mich nicht nur meine Heimat, es ist eine Überzeugung, ein Lebensmotto. Nämlich für das zu kämpfen, was man sich vorgenommen hat und erreichen möchte. Sich Schritt für Schritt mit Ausdauer, Hingabe und Fokus zu seinem Ziel vorzuarbeiten. Das ist Teil meiner DNA und schwingt daher auch in jeder Songzeile, in jeder Gesangsmelodie mit. Wie könnte ich da nicht im Südtiroler Dialekt singen?

Max von Milland, IDM Südtirol-Alto Adige: Clemens Zahn
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