Ein Rendezvous mit der Natur
Langsam, ganz achtsam durch den dichten Wald streifen. Die Äste knacken unter den Füßen, das weiche Moos gibt bei jedem Schritt etwas nach… Eine Ameise schleppt ein großes Blatt mit sich herum, der grüne Farn kitzelt an der Handoberfläche. Und die vielen Tannenzapfen ringsum duften nach Kindheit. Jetzt die Augen schließen und tief ein- und ausatmen, alle Sinne spitzen. Was kann ich alles wahrnehmen?
Was wir hier machen? Wir baden im Wald!
An einem sonnigen Frühlingstag haben wir in Feldthurns etwas ganz Besonderes erlebt: Martin Kiem - Südtirols Natur- und Waldtherapieführer – hat uns beigebracht, den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen und hat uns die Natur von einem neuen Blickwickel gezeigt. Wie fühlt sich die Rinde des Baumes an? Was ist das für ein leises Summen? Wonach riecht dieses Stückchen Holz? Alles Fragen, die uns im Alltag nie durch den Kopf gehen. Alles Fragen, die uns den ganzen Tag beschäftigt haben.
Was ist überhaupt Waldbaden?
„Waldbaden ist ein Besuch im Wald, bei dem wir voll und ganz in das Naturerlebnis eintauchen. Dabei werden alle unsere Sinne mit den Eindrücken des Waldes überflutet.“ (Frontier Wellbeing)
Es war einmal ein Wald… und Menschen wollten darin baden. Wann dies genau geschah, wissen wir nicht mit Sicherheit, denn Waldbaden ist eigentlich so alt wie die Menschheit selbst. So richtig bekannt wurde es aber erst in den 80er Jahren, und zwar in Japan unter den Namen „Shinrin Yoku“. Mittlerweile ist Waldbaden in Japan und in Südkorea sogar ein fester Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Auf Deutsch bedeutet der Begriff „Waldbaden“ so viel wie „Ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. Im Prinzip basiert das Konzept darauf, sich bewusst und mit offenen Sinnen der Natur hinzugeben und dadurch Stress zu reduzieren. Vor allem Alltagsstress. Sorgen, Pläne und Termine einen Augenblick ruhen zu lassen und sich ganz dem Hier und Jetzt zu widmen. Die ersten Erfahrungen mit der Waldbaden-Disziplin hatte der Südtiroler Psychologe Martin Kiem in Australien, wo er als „Wellbeing Coach“ arbeitete. Danach widmete er sich in Neuseeland dem Thema der Waldtherapie und entschloss sich daraufhin, wieder nach Südtirol zu ziehen. Seit zwei Jahren führt er Einheimische wie Gäste in die schönsten Wälder Südtirols zum Waldbaden und steckt sie mit seiner unheimlich positiven Ausstrahlung an.
Der Weg ist das Ziel?
„Gipfelglück“ – Danach streben wir, wenn wir wandern. Und dabei vergessen wir oft, den Weg zum Ziel wahrzunehmen. Woran erinnert ihr euch nach einer Wanderung? Welche Fotos habt ihr gemacht? Was erzählt ihr euren Freunden nach einem tollen Tag in den Bergen? Wahrscheinlich dreht sich alles um das erreichte Ziel, den Gipfel den ihr erschöpft erreicht habt. Oder nicht? Erkennt ihr euch darin wieder? Uns geht es oft genauso. Doch keine Sorge, das Waldbaden bringt uns erneut die Wichtigkeit des Weges bei, um das Ziel noch intensiver zu genießen.
Denn beim Waldbaden geht es um 3 wichtige Aspekte:
- Entschleunigung, d.h. langsam und bewusst durch die Natur gehen, damit wir genügend Zeit haben, das Drumherum in all seinen Facetten wahrzunehmen.
- Kein Ziel vor Augen haben, d.h. sich auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren. Wir sollten uns im Klaren sein, dass es nicht ums Endziel geht, sondern eher um die Eindrücke auf dem Weg dorthin. Wusstet ihr, dass wir ca. 60-70 % der Eindrücke verpassen, wenn wir bereits an das nächste Ziel denken?
- Naturbeziehung, d.h. eine Verbindung mit der Natur herstellen, sich wie ein Teil davon fühlen. Damit das gut gelingt, sollten wir versuchen, all unsere Sinne zu schärfen.
„Flower-Power-Bewegung“ oder steckt mehr dahinter?
„Waldbaden? Umarmt man da etwa Bäume?“. Nicht selten tauchen solche und weitere Bilder im Kopf auf, wenn man vom Waldbaden spricht. So etwas wie eine Flower-Power-Disziplin. Nachdem wir aber dabei waren, können wir das nicht so stehen lassen, denn es steckt viel mehr dahinter! Verschiedene Studien belegen, dass das Waldbaden das autonome Nervensystem, das Immunsystem sowie das Hormonsystem beeinflusst. Dabei sinken Blutdruck und Blutzucker, reguliert sich der Puls und Stresshormone wie Kortisol und Adrenalin werden reduziert. Zudem hat das Waldbaden eine positive Wirkung auf die Hemmung von chronischen Entzündungsprozessen und auf die Linderung von Schmerzsymptomen. Und ganz wichtig: Unsere Laune hebt sich! Aber erst durch die Praxis, bei den Übungen – wenn man Barfuß über den Waldboden spaziert, wenn man kleine Ausschnitte der Natur näher betrachtet und wenn man sich einfach mal zu „seinem“ Baum hinsetzt und sich auf das Jetzt konzentriert – werden so langsam die ersten wohltuenden Veränderungen spürbar.
Eine Übung für Zuhause!
Und jetzt geht’s von der Theorie zur Praxis. Im Folgenden geben wir euch eine kleine Übung mit auf den Weg, die uns Martin gezeigt hat: Sucht euch einen grünen Ort in eurer Nähe. Es muss nicht zwingend ein Wald sein. Es reicht auch eine Wiese, ein Park oder ein begrünter Balkon. Hauptsache, ihr fühlt euch hier wohl. Setzt euch nun für mindestens 20 Minuten dorthin und versucht, achtsam alles um euch herum wahrzunehmen. Verweilt dabei im Hier und Jetzt. Lasst Vergangenheit und Zukunft vor der Tür. Versucht, diese Übung regelmäßig durchzuführen und wir sind uns sicher, dass ihr mit einem Lächeln zurückkommt.
Und wo kann ich Waldbaden?
Das Waldbaden wird in allen Vitalpina Hotels, die am Vitalpina® Loslasser-Programm teilnehmen mehrmals pro Woche in den hotelnahen Wäldern mit ausgebildeten Waldbaden Trainern angeboten. Wer sich bewusst darauf einlässt, wird bald den Ballast des Alltags loslassen und ganz mit sich selbst beschäftigt sein. Und genau darauf zielt dieses Loslasser Spezialangebot ab: ihr kommt wieder bei euch selbst an.
